Bericht 1
Einzelhaltung von Wohnungskatzen
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Katzen Einzelgänger sind und sich ALLEIN in Wohnungshaltung wohl fühlen. Dies ist
FALSCH.
Das Leben, als Wohnungs-Einzelkatze, grenzt an Tierquälerei.
Besonders für ein Kitten, ist es geradezu unerträglich und bedeutet unermessliches Leid.
Die domestizierte Hauskatze, ist in ihrem Sozialverhalten nicht mehr mit ihrer Wildform (Falbkatze) gleichzusetzen - sie ist KEIN reiner Einzelgänger mehr.
Verwilderte Hauskatzen, finden sich in Gruppen zusammen.
Hat die Einzelkatze Freigang, kann sie draußen mit Artgenossen agieren.
In der Wohnung ist sie rein auf ihren Menschen angewiesen und fixiert.
Gründe gegen Einzelhaltung
- Der Mensch, kann mit einer Katze nicht so spielen, wie sie das mit Artgenossen kann
- Sie können Ihre Katze nicht „lecken und putzen“
- Nicht mit ihr auf „kätzisch“ kommunizieren
- Keine Rangordnungsspiele mit ihr ausfechten
- Nicht ums Fressen „kämpfen“
- Ihr nicht die „kätzische“ Nähe und Geborgenheit vermitteln, wie dies ein Artgenosse kann
- … und und und…
Mögliche Folgen der Einzelhaltung
- Grenzenlose Langeweile
- Spätere Unverträglichkeit gegenüber Artgenossen
- "Aggression", bzw. Verhalten, welches vom Menschen als solches wahrgenommen wird.
- Verhaltensstörungen, z.B. Unsauberkeit und Zerstörungswut
- verminderte Frustrationstoleranz
- starke negative Reaktionen bei Veränderungen
- stark aufdringliches Verhalten dem Menschen gegenüber
- Sie wird entweder ein, auf Dauer, auffälliges Verhalten zeigen …
- …ODER sich in ihr Schicksal als Einzelkatze fügen und ein trauriges Dasein fristen, an dem weder SIE noch ihre Katze Freude haben werden.
- Viele Katzen, werden deshalb - kurz nach der Anschaffung - wieder abgegeben
Was spricht für Einzelhaltung?
Bis auf die TA-Kosten, gar nichts. DIESE dürfen aber kein Kriterium darstellen, denn auch eine Einzelkatze kann immense Kosten verursachen - und eine unglückliche Katze wird mit Sicherheit früher, oder später, krank. ZWEI, bewegen sich bis ins hohe Alter, was Verstopfungen und Übergewicht vorbeugt und generell der Gesundheit zuträglich ist.
Gegenseitige Körperpflege, Katzenzärtlichkeit untereinander, gemeinsame Spiele, die gern auch mal zur Rauferei ausarten dürfen, fördern die Gesunderhaltung der Wohnungskatze.
Vorteile paarweiser Haltung
- Sie können ihre Tiere - ohne schlechtes Gewissen - tagsüber allein lassen.
- Die Tiere sind ausgelastet/ausgeglichen und führen ein glückliches zufriedenes Dasein.
- Zwei Katzen machen nicht mehr Arbeit, aber doppelt so viel Spaß!
- Wo Raum für eine Katze ist, ist auch Platz für zwei („Katzengerechte Wohnungsgestaltung“.)
- Zwei Katzen kosten (bis auf besagten Tierarzt) kaum mehr, als eine (im Gegenteil, da beim Fressen weniger „gemäkelt“ wird.)
Wer nur EINE Wohnungskatze halten kann/will, sollte sich für eine ältere Katze entscheiden, die in jungen Jahren bereits "Opfer" falscher Haltung wurde und deshalb unverträglich mit Artgenossen ist. Davon gibt es leider auch viel zu viele. Für eine solch „gezwungene“ Einzelhaltung, gilt jedoch, dass die Katze nicht viel allein gelassen wird. Sie braucht ihren Menschen!
Welche Katzen harmonieren?
Wurfgeschwister bzw. Katzen, die zusammen aufwachsen, verstehen sich in den meisten Fällen. Gleichgeschlechtliche Paare, sind für Wohnungshaltung am besten geeignet, denn Kater und Katzen unterscheiden sich in ihrem Spielverhalten. Katzen, fühlen sich oftmals von den etwas rauen Kampfspielen der Kater genervt und überfordert. Auch Alter und Charakter, sollten bei der Auswahl einer Zweitkatze ein Kriterium sein. Wer auf der Suche nach einer geeigneten Zweitkatze ist, sollte ein gut sozialisiertes gleichgeschlechtliches Tier wählen, das vom Charakter her ähnlich, wie das vorhandene und diesem körperlich weder stark unter- noch überlegen ist. Ausnahmen, bestätigen aber auch hier die Regel.
Fakt ist:
Es gibt KEINEN Grund für Einzelhaltung einer „normalen“ Katze - aber VIELE Gründe dagegen.
Bericht 2
7,5 Millionen Katzen leben in deutschen Haushalten. Die Mehrheit wird nicht artgerecht gehalten. Eine kühne Behauptung? Keineswegs, sondern die traurige Bilanz langjähriger Erfahrung der Tierschützer. Ein Blick auf die Natur der Katze macht deutlich, wie ein artgerechtes Katzenleben aussieht. Katzen sind noch nicht lange domestiziert, d.h. sie sind noch sehr ursprünglich und in den Bedürfnissen ihren wilden Vorfahren sehr ähnlich.
Eine „normale Katze" ist viele Stunden täglich auf Achse. Sie erkundet, kontrolliert und markiert ihr Revier, liegt auf der Lauer, beobachtet, jagt, spielt, rennt, räkelt sich in der Sonne und hat diverse Kontakte zu Artgenossen, denen sie freundlich, feindlich oder gleichgültig gesinnt ist. Dabei werden all ihre hoch entwickelten Sinne gefordert, und die Katze bleibt ausgeglichen und aktiv, was sich positiv auf ihren Stoffwechsel und auf ihre Psyche ausübt.
Um Vermutungen vorweg zu greifen: Wir sind keine Gegner von Freigang. Da aber nicht genügend (verkehrsruhige) Freigangsplätze zur Verfügung stehen, vermitteln wir unsere Katzen nicht in ungesicherten Freilauf. Hierbei muss aber beachtet werden, dass der Katze in dieser eingeschränkten Haltungsform ein Ausgleich für die nicht möglichen artgemäßen Aktivitäten geschaffen wird. Die natürlichen Lebensgewohnheiten müssen so gut wie möglich simuliert werden, damit die Katze physisch und psychisch gesund bleibt. Viele Katzenhalter verneinen dies und sind ernsthaft der Auffassung, dass es einer Katze absolut ausreicht, auf 45 m2 als Einzeltier zu leben. Dem ist jedoch nicht so.
Da sich die Tiere in einem solchen Lebensraum nicht entsprechend ihrer Art verhalten können, zeigen sie IMMER – die einen früher, die anderen später – körperliche und/oder seelische Folgen dieser unnatürlichen Haltungsform.
Menschen, die ihre Katze so halten, erzählen zwar, wie super es der Katze gehe und wie glücklich sie sei, nehmen aber gar nicht wahr, was einem Außenstehenden sofort auffällt: Die Katze ist zu dick, peitscht ununterbrochen mit dem Schwanz, kommt zum Streicheln, verweilt nicht lange, legt die Ohren an, haut nach dem Halter, geht hektisch im Flur auf und ab. Ihr Benehmen gleicht dem eines Raubtiers im Zoo, das zwanghaftes, neurotisches Verhalten zeigt. Die Halter sind meist der Ansicht, die Katze wäre glücklich, wolle gar nichts anderes tun, als den ganzen Tag auf der Heizung zu sitzen und raus zu sehen, und – na ja – das bisschen Übergewicht käme daher, dass sie ihren Leckerlis so zugetan sei.
Dass es sich in Wirklichkeit um eine unzufriedene, übergewichtige, gereizte Katze handelt, oder um ein Tier, welches bereits resigniert und sich seinem unabänderbaren Schicksal gefügt hat, will kaum einer wahrhaben, denn: Es „fehlt ihr doch an nichts".
Doch, tut es! Es fehlt ihr an allem, was sie zu einer Katze macht, und es fehlt ihr der Kontakt zu Artgenossen.
Das Tier wird abgeschoben, weil es „einen Knall hat". Die Halter sind jedoch nicht sensibel genug, das abnormale Verhalten ihrer Katze auf die Haltungsform zu beziehen.
Eine „normale" Katze (es gibt Ausnahmen) in reiner Wohnungshaltung ohne Artgenossen zu halten, ist ungefähr so, als würde man einen Menschen auf einer einsamen Insel aussetzen, wo er bis an sein Lebensende nie wieder einen anderen Menschen sehen oder sprechen kann. Wer würde da auf Dauer nicht durchdrehen? Selbst in kätzischer Gesellschaft würde man sich doch irgendwann nach einem menschlichen Wort und einer menschlichen Berührung sehnen. Ebenso ergeht es der Katze, der eine kätzische Gesellschaft verwehrt wird. Ein Mensch kann einer Katze nicht das geben, was eine Katze ihr geben kann. Wir können dem Tier nicht rund um die Uhr Ansprache bieten, mit ihm toben und raufen, sein Fell mit der Zunge abschlecken, wie es der Artgenosse tut. Wohnungskatzen sind aufgrund fehlenden Auslaufs schnell unterfordert; Langeweile kommt auf, es entwickeln sich Unarten, weil die Katze nach Beschäftigung sucht. Darunter leiden dann nicht nur Möbel, Tapeten oder Arme und Beine des Besitzers. Es kann auch leicht zum Protest kommen: Die Katze wird unsauber oder neurotisch. Eine katzengerechte Gestaltung der Wohnräume und die Gesellschaft eines Artgenossen können hier Abhilfe schaffen! 80% der Tiere, die aufgrund von Verhaltensstörungen abgegeben werden, sind Einzelkatzen, die in reiner Wohnungshaltung gelebt haben!
Wenn sie nicht psychisch gestört sind, handelt es sich zumeist um Katzen, die sich aus Frust und Langeweile dick und rund gefressen haben; mit verheerenden Folgen für die Gesundheit: Stoffwechselstörungen, Harngries, Diabetes, Herzerkrankungen etc.
Natürlich spielt hier auch die Größe der Wohnung eine Rolle. Je kleiner das Domizil, um so schneller kennt die Katze alles in- und auswendig und es mangelt ihr an Beschäftigung und an Bewegung. Wie soll sie sich auf 55 m2 austoben und ihre Energie abbauen? Dazu braucht es schon etwas mehr Platz, und - neben hinreichenden Spiel-, Versteck- und Klettermöglichkeiten - eine zweite soziale Katze, die sie auf Trab hält, motiviert, zum Balgen und Rennen auffordert. Hierbei ist zu beachten, dass nicht zu lange mit der Anschaffung einer Zweitkatze gewartet wird, damit das vorhandene Tier sich nicht schon zum ungeselligen Alleinherrscher entwickelt hat.
Entgegen landläufiger Meinung sind Katzen übrigens in den seltensten Fällen echte Einzelgänger – lediglich beim Jagen trifft dies zu. Frei lebende Katzen bilden sogar große Kolonien, in denen sie freiwillig zusammenleben, aber auch eine Hauskatze hat draußen viele Sozialkontakte.